Nach dem Ausfall von vTuner hat der Anbieter von Internetradios reagiert.
Viele der in Europa erhältlichen Internetradios sind mit einem Chipsatz des Unternehmens Frontier Silicon Ltd. ausgestattet. Der Hersteller hatte die Plattform, über die die Internetstreams und Podcasts gelistet sind, bisher in die Hände von vTuner gegeben.
vTuner war nie besonders schnell, weder beim Abrufen der Datenbank-Einträge, noch beim Hinzufügen von neuen Stream-URLs. Dafür funktionierte das Portal zuverlässig und konstant. Über die Website wifiradiofrontier.com, die mit der API von vTuner verbunden war, konnte ich die Favoriten meines WLAN-Radios verwalten und eigene Stream-URLs hinzufügen.
Inhalt
- Der Ausfall von vTuner und seine Folgen
- Frontier Smart Technologies informiert über Portalwechsel
- Umstellung bringt Einschränkungen mit sich
- Airable-Portal wird vom einstigen Terratec-Geschäftsführer betrieben
- Airable kann an den fehlenden Funktionen nichts ändern
- Darum ist das Hinzufügen von eigenen Stream-URLs für mich wichtig
- Alternative: UPnP-Mediaserver der AVM Fritz!Box
- Eigene URL ist Teil des Updates zu der Funktionalität der Favoritenverwaltung
Der Ausfall von vTuner und seine Folgen
Am 1. Mai 2019 bekam ich erstmals die Abhängigkeit des WLAN-Radios von vTuner zu spüren. Das Portal war nicht mehr erreichbar und die Internetradio-Programme schwiegen. Gut, dass es DAB+ gibt!
Der Ausfall dauerte nur den Feiertag über an. Umso mehr war ich überrascht, dass es am 7. Mai 2019 zu einer ganz neuen Situation kam. Mein WLAN-Radio “Goodmans Heritage” erzählte mir, ich müsse meine Favoriten neu hinzufügen, weil es zu der Umstellung des Diensteanbieters kam.
Frontier Smart Technologies informiert über Portalwechsel
Die Website wifiradiofrontier.com, auf der ich bisher meine Favoriten pflegte, teilte mir die Details mit:
Am 1. Mai 2019 kam es zu einem erheblichen Ausfall des Internetradios & der Podcast-Dienste, den die Internetradios unserer Kunden nutzen. Die Ursache lag bei einem Drittanbieter und war außerhalb unserer Kontrolle. Der Diensteanbieter hat uns mitgeteilt, dass er die Bereitstellung von Diensten nach Ablauf der Woche ab dem 6. Mai nicht mehr gewährleisten kann. Wenn wir die Änderung des Dienstes nicht veranlasst hätten, hätte dies dazu führen können, dass die Internetradio-Funktion auf den Geräten unserer Kunden nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund haben wir diese Entscheidung getroffen.
Alle betroffenen Geräte haben wir für die Verwendung des Ersatzdienstes konfiguriert. Es kann mehrere Stunden dauern, bis Ihr Gerät den neuen Dienst erkennt. Ältere Geräte müssen möglicherweise ausgeschaltet und wieder eingeschaltet werden, damit sie den neuen Dienst erkennen können.
Wir verwenden einen neuen Provider für das Internet Radio- und Podcast-Verzeichnis. Möglicherweise entdecken Sie einige neue Stationen und Podcasts, die zuvor nicht verfügbar waren, und möglicherweise werden einige Stationen und Podcasts fehlen. Wenn Sie einen Sender oder Podcast bemerken, von dem Sie der Meinung sind, dass er in der Datenbank fehlt, können Sie ein Support-Ticket erheben. Wir werden uns bemühen, den fehlenden Sender / Podcast innerhalb von 2 Werktagen hinzuzufügen.
Aufgrund des Providerwechsels sehen Sie möglicherweise geringfügige Änderungen in der Menüstruktur Ihres Gerätes.
Das vorherige Kundenportal ist nicht mehr verfügbar und Sie können es daher nicht mehr verwenden, um eigene Stationen hinzuzufügen. Wenn Sie möchten, dass eine Station in die Datenbank aufgenommen wird, erheben Sie bitte ein Support-Ticket, und wir bemühen uns, diese innerhalb von 2 Werktagen hinzuzufügen.
Es ist nicht mehr möglich, Favoriten abzurufen. Abhängig von Ihrem Gerät empfehlen wir die Verwendung der Gerätevoreinstellungen oder der Funktion „zuletzt gehört“, um stattdessen Ihre Lieblingssender abzurufen.
Alle zuvor gespeicherten Gerätevorgaben funktionieren nicht mehr. Es ist daher erforderlich, sie erneut zu speichern.
Umstellung bringt Einschränkungen mit sich
Eine wesentliche Funktion, nämlich das hinzufügen eigener URLs funktioniert nicht mehr. Das ist keine Kleinigkeit, sondern eine wesentliche Einschränkung im Funktionsumfang eines WLAN-Radios.
Ich erinnere mich noch an mein erstes Internetradio von NOXON. Dort konnte man über ein Webinterface eigene Streams hinzufügen. Zwar gelange ich über die Eingabe der IP-Adresse meines Goodmans Heritage auch auf ein Webinterface – allerdings ist dieses ohne Leben gefüllt. Man sieht das Logo von Frontier Silicon und ein Menü, was offenbar dazu vorgesehen war, die Sprache des Webinterface zu wechseln.
Die zweite Einschränkung ist das Speichern von Favoriten. Bis zu der Umstellung habe ich meine Favoriten nach Genre sortiert und konnte unbegrenzt Radioprogramme hinzufügen. Das funktioniert nun ebenfalls nicht mehr. Stattdessen kann ich eine Hand voll Programme auf die Presets des Goodmans Heritage legen.
Airable-Portal wird vom einstigen Terratec-Geschäftsführer betrieben
Betrieben wird das Airable-Portal von der Tune In GmbH aus Nettetal. Der Geschäftsführer, Heiko Meertz, war einst einer der Chefs von Terratec, bevor das Unternehmen im Jahr 2013 von der Ultron AG übernommen wurde. In Anbetracht von TuneIn, dem amerikanischen Streaming-Portal, halte den Namen für riskant gewählt. Alles in allem freut es mich aber, dass ein deutsches Unternehmen nun das Portal betreibt. Ebenfalls positiv ist, dass Airable schneller arbeitet als vTuner. Ob sie schnellere Server haben oder die Datenbank einfach noch nicht so groß ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
laut.fm blieben die Hörer weg – die Abhängigkeit der Radiosender an Portalen
Auswirkungen hatte die Umstellung nicht nur für die Nutzer der WLAN-Radios. Auch den Radiosendern blieben plötzlich die Hörer weg. Vom user generated Radio laut.fm berichtet Geschäftsführer Rainer, dass vTuner bisher einen Anteil von 20 % am Gesamttraffic hatte. Mit der Umstellung brach der vTuner-Traffic auf 5% ein. Gestern wurden alle laut.fm-Stationen komplett auf Airable hinzugefügt, so dass sich die Hörerzahlen wieder erholen dürften.
Es ist schon wahnsinn, wie sich die Radiomacher von einem Portal abhängig gemacht haben und ihre Zukunft dennoch alleinig im Internet sehen. Was ist, wenn die Portale für das Listing zukünftig Geld sehen wollen und nicht zahlende Sender einfach nicht mehr gelistet werden? Vorstellbar wäre es und wenn es nur darum geht, besonders präsent gelistet zu sein, wie man es für das Premiumlisting bei radio.de bereits handhabt.
Airable kann an den fehlenden Funktionen nichts ändern
Wegen der fehlenden Funktion, eigene Stream-URLs hinzuzufügen, habe ich Airable über deren Facebook-Seite angeschrieben. Die Antwort kam prompt:
“Hallo Matthes, diese Funktion vermissen wir auch. Dies ist nicht in unserem Verantwortungsbereich, aber wir sprechen das immer wieder an. Mal sehen… Gruß aus dem Nord-Westen, Heiko “
Ich hoffe, es formt sich noch ein wenig Protest und Frontier Smart Technologies geht dazu über, den ursprünglichen Funktionsumfang der Internetradios wiederherzustellen. Wer noch protestieren will, kann seinen Unmut gerne unter diesem FAQ-Punkt äußern. Ansonsten könnten die Hersteller der WLAN-Radios noch ein Firmware-Update liefern und den fehlenden Funktionsumfang über ein funktionierende Webinterface ergänzen.
Darum ist das Hinzufügen von eigenen Stream-URLs für mich wichtig
Radionetzwerke wie iHeart-Radio werden nicht bei Airable gelistet. Ich hatte Airable gebeten, einen Stream von iHeart-Radio (KUCD-HD2) hinzuzufügen und wurde kurzerhand darauf hingewiesen, dass das Programm aus lizenzrechtlichen Gründen nicht gelistet werden darf. Somit muss ich, zumindest temporär, auf KUCD-HD2 bei meinem WLAN-Radio verzichten.
Alternative: UPnP-Mediaserver der AVM Fritz!Box
Um die eigenen Streams trotzdem auf das WLAN-Radio zu bringen, kann die AVM Fritz!Box helfen. Dazu geht man im Menü der Fritz!Box (https://fritz.box/) auf den Menüeintrag Heimnetz >> Mediaserver. Dort wählt man zunächst den Tab „Internetradio“ aus und öffnet die Dropbox „Neue Internetradio-Sender: Bitte wählen.“ Der letzte Menüpunkt („Anderen Internetradio-Sender“) öffnet eine Seite, auf der die Streamadresse des Programms eingetragen werden kann.
Im WLAN-Radio wählt man anstelle den Menüpunkt „Mediaplayer“ oder „Netzwerkplayer“. Hier kann man den AVM Mediaserver auswählen und im Untermenü „Internetradio“ die Sender auswählen. Bei meinem WLAN-Radio lassen sich diese Programme leider nicht auf Favoriten legen. Es bleibt umständlich…
Update 21.05.2019: Frontier Silicon verspricht Nachbesserung
In einer Pressemitteilung, die Frontier Smart Technologies am 21.05.2019 herausgegeben hat, wird noch einmal der Grund für den Wechsel angeführt:
Frontier Smart Technologies (früher Frontier Silicon) ist führender Anbieter von Technologien für Digitalfunkgeräte. Zum Kundenkreis des britischen Unternehmens zählen Audiomarken wie Sony, Panasonic und Bose sowie Internet- bzw. Smart-Radio-Anbieter wie Hama, Medion, TechniSat, Teufel, Mediamarkt, Aldi, Lidl, Pure, Roberts und viele mehr.Frontier hat seinen Internetradio-Dienstleister am 7. Mai gewechselt. Der Grund für den Wechsel war, dass die Endbenutzer weiterhin einen robusten und zuverlässigen Service erhalten sollten – der Service des bisherigen Dienstleisters des Unternehmens wurde immer unberechenbarer. Der neue Service airable wird von der Tune In GmbH angeboten, einem 2010 gegründeten deutschen Unternehmen mit Niederlassungen in Düsseldorf und den USA. airable wird bereits von Marken wie Swisscom, Panasonic und Yamaha eingesetzt.Frontier hat erhebliche Investitionen getätigt, um diesen Wandel zu ermöglichen. Das Ziel ist es, Audiomarken und Endverbrauchern einen qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Internetradiodienst zu sichern – heute und langfristig. Die langjährige Zusammenarbeit mit der Tune In GmbH war ausschlaggebend für die Entscheidung pro airable.
„Als Europas führender Technologieanbieter für Internet und Smart Radio mit bislang über drei Millionen verkauften Produkten nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber Audiomarken und Endverbrauchern sehr ernst. Unsere Priorität ist es immer ein qualitativ hochwertiges und zuverlässiges Audioerlebnis zu bieten – und das ist der Grund, warum wir in den Service von airable investieren“,
erklärt Anthony Sethill, CEO, Frontier Smart Technologies.Neben einer erhöhten Zuverlässigkeit bietet airable den Hörern zahlreiche weitere Vorteile:
- Regelmäßigere Aktualisierung: Die Pflege der Inhalte und die redaktionelle Arbeit werden rund um die Uhr von Teams in der EU und den USA erledigt.
- Die Radiodatenbank wird alle 24 Stunden aktualisiert. Die Podcast-Datenbank wird jede Stunde aktualisiert. Im Durchschnitt führt airable über 500 Änderungen pro Monat durch.
- airable hat direkte Verbindungen zu den Sendern, so dass die Aktualisierung der Metadaten und das Hinzufügen neuer Programme unmittelbar erfolgt.
- Zuverlässigkeit der einzelnen Streams: airable verwendet einen automatischen Prozess für den Test von Streams und Datenbanken, um sicherzustellen, dass sie rund um die Uhr arbeiten.
- Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit werden durch eine moderne, robuste Cloud-basierte Plattform gesichert
- Optimierte granulare geografische Suche
- Neue Sender und Podcasts
Wegen der Umstellung sind auch bei den Anwendern kleinere Anpassungen erforderlich. So müssen Hörer ihre voreingestellten Sender erneut eingeben – was bei den meisten Geräten relativ einfach erledigt werden kann. In Einzelfällen muss die Stromversorgung aus- und wieder eingeschaltet werden, um sicherzustellen, dass dieser Prozess reibungslos funktioniert.Wenn Benutzer möchten, dass airable einen Sender oder Podcast ergänzt, können sie dies auf der Support-Seite von Frontier vermerken. airable bietet zahllose Dienste, allein in den letzten zehn Tagen wurden mehr als 500 hinzugefügt und über 5.000 aktualisiert.
Aufgrund der Umstellung ist es derzeit nicht möglich, Favoriten aufzurufen. Frontier prüft aktuell Möglichkeiten, ein vergleichbares Feature auf der neuen Plattform anzubieten, und wird seine Kunden dann entsprechend informieren. In der Zwischenzeit empfiehlt das Unternehmen, je nach Gerät des Benutzers die Funktion Voreinstellungen oder „zuletzt gehört“ zu verwenden, um so die Lieblingssender abzurufen.
Anthony Sethill, CEO, Frontier Smart Technologies erklärt:
„Wir sind uns der Unannehmlichkeiten bewusst, die einigen Endverbrauchern entstanden sind. Jeder, der eine Frage oder ein Problem hat, sollte sich an unsere Kundendienstseite wenden. Ich bin zuversichtlich, dass die meisten Probleme schnell und effektiv gelöst werden können“.
Eigene URL ist Teil des Updates zu der Funktionalität der Favoritenverwaltung
Auf meine Nachfrage, ob geplant sei, die Funktion „Eigene URLs hinzufügen“ zurückzubringen, antwortete Patrick Hannon, Vice President – Corporate Development von Frontier Smart Technologies:
„Yes – users will be able to add their own streams via custom URL. This is part of the same project as the favourites functionality.“
Patrick Hannon
Die Alternative UPnP-Mediaserver funktioniert leider nur mit mp3. mp4/AAC wird von der FB nicht unterstützt.
Danke für diesen tollen Blog. Macht weiter so. Lese schon seit einiger Zeit still mit und bin einfach nur begeistert.
Das neue Portal: https://smartradio.frontier-nuvola.net/ erlaubt auch die Nutzung eigener Streaming URLs
Hallo Uwe, genauso ist es. Ich hatte in einem aktuelleren Artikel darüber geschrieben: WLAN-Radio wieder in gewohntem Umfang nutzbar
Ich habe zwei Noxon IRadios und keinen Zugang mehr zu vTuner.
Es wird immer wieder über Firmwareupdate gesschrieben. Gibt es das auch für die NOXON-Geräte?
Ich habe gehört, daß mit dem Noxon IRadio in Ungarn weiterhin gehört werden kann. Das würde ja für Geo Blocking sprechen.